Gotik

Die gotische Architektur und Kunst ging in der Mitte des 12. Jahrhunderts von der Region um Paris („Île de France“) aus und erreichte im 13. Jahrhundert Deutschland. Bis in die Zeit um 1500 beherrschte der Stil ganz Europa. Auch spätere Kirchen, besonders im protestantischen Bereich, wie z.B. die Stadtkirche in Bayreuth, wurden im Stil der „Nachgotik“ neu aufgebaut. Das Wort „gotisch“ kommt aus dem Italienischen und bedeutet ursprünglich „fremdartig, barbarisch“ – im Vergleich zum „Goldenen Zeitalter“ der Antike. Der ursprünglich „französische Stil“ wurde in der Renaissance als „deutsche Manier“ bezeichnet und von Goethe fälschlicher Weise zum „deutschen Stil“ erklärt. Was auch zur Wiederbelebung in der Neugotik beitrug.

Gotische Kirche streben – anders als die schweren romanischen Kirchen – in die Höhe, hinauf zum Himmel. Die Wände öffnen sich mit großen Fenstern und lassen das Licht der Sonne ein, das zum Gleichnis für den „Morgenglanz der Ewigkeit“ wird. Das himmlische Jerusalem als Verheißung einer neuen Schöpfung soll in seiner Schönheit schon hier auf Erden sichtbar werden. Bunte Glasfenster mit ihren Farben geben dieser Schönheit Ausdruck, genauso wie die reichen Verzierungen und das Maßwerk. Bilder und Statuen verkünden die Erlösung durch Christus. Große Kruzifixe zeigen besonders in der Spätgotik den „Schmerzensmann“, der den Leidenden Trost spendet. Ermöglicht wird der hohe, lichte Raumeindruck durch neu Bautechniken wie Netz- und Kreuzrippengewölbe, die typischen Spitzbögen und die Strebepfeiler an den Außenwänden.

In den Städten entstanden mehrschiffige Basiliken mit dem Chor im Osten und Doppeltürmen im Westen. Auf dem Land herrschte die wirtschaftlichere Form der Chorturmkirche vor: Das Untergeschoss des Turmes diente als Chorraum und bot in Gefahrenzeiten zugleich Schutz. Hinter dem Chorbogen im Langhaus feierte die Gemeinde stehend den Gottesdienst mit. Viele der heutigen Kirchen haben diese Gestalt beibehalten und weisen gotische Bauteile, Wandmalereien oder Figuren auf. Meistens wurden die Malereien mit den Heiligendarstellungen im Barock übermalt und erst in der Moderne wieder freigelegt (Bayreuth-St, Johannis, Eckersdorf, Presseck). Heiligenfiguren wanderten auf den Dachboden oder wurden respektvoll in den neuen Altar eingebaut (Neudrossenfeld, Töpen). Die Gemeinde von Bindlach verkaufte ihren spätgotischen Grünewaldaltar nach Lindenhardt. Manche Kirchen wie die Wallfahrtskirche St. Marien zum Gesees (Bild) hat ihren gotischen Baubestand vollständig erhalten, wurde aber im Inneren völlig neu im „Markgrafenstil“ ausgestattet.

(Zur Gotik allgemein: sehr ausführlich bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Gotik)